Donnerstag, 13. Dezember 2007

Ein alter Mann


Während wir in Ikonda im cm hohen Staub warteten, der bei jedem Schritt aufgewirbelt wurde, auf ein Auto warteten kam ein alter Mann auf einen Stock gestützt auf uns zugehumpelt. Mit einem zahnlosen verschmitzten Lächeln, stellte er sich mir gegenüber und sagte: „Give me money!“ Ich hasse solche Momente in denen ein weißer als Geldverschenker und reich gesehen wird, aber die Erscheinung dieses Mannes war soo originell und lustig, dass ich ihn nur anlachen konnte.

Mein Reisekollege (Sitzpartner der anhänglich wurde, aber nicht unangenehm), nahm an dem Gespräch teil.

Der Mann wiederholte sich zig mal in seinen Aussagen auch darin zu fragen, woher ich denn käme. Jedes Mal erklärte ich geduldig, dass ich aus Österreich käme, das ist ein Land in Europa, Europa ist ein Kontinent wie Afrika….

Er „Und welcher Stamm?“

Ich „In Ö gibt’s keine Stämme“

Er „Österreich, was ist das?“

Ich „Das ist ein Land, ein sehr kleines in Europa“

Er „Bei uns im Krankenhaus gibt es Italiener, bist du auch einer?“

Ich „Nein, ich wohne im Land daneben, das heißt Österreich“

Er „Jaja, Italiener wie dich kenn ich viele, und in Amerika suchen sie den Gott am Mond…mit einer Rakete“

Dazwischen besinnte er sich als würde er sich erinnern dass ich weiß bin, schaute mich wieder verschmitzt an :“Money“

Ich hätte sein Gesicht gerne gefilmt.

Mein Kollege gab ihm etwas, das stellte ihn relativ zufrieden. „Gott ist überall, nicht nur am Mond und in der Kirche und am Mond könne man ihn sowieso nicht sehen“, erklärte dieser.

„Und Pflanzen kann man dort auch nicht sehen, aber was machen die Menschen dann dort?“ kam der Alte wieder ins Gespräch„Wenn man da ein Stückchen geht, kann man nicht am Ende runterfallen?Und die Sterne sind dann auch gleich daneben“

Diese Vorstellung hatte ich auch mal als ich 4 Jahre alt war.

Ich „Erde und Mond sind rund wie ein Ball und da fallt man nicht runter, und gehen kann man am Mond sowieso nicht, man springt weil man nichts wiegt“

Ich zeigte ihm vor wie man auf dem Mond springt und merkte dass das Publikum sich rasant vermehrte. Wir hatten viel zu lachen.

Er „aha, dann könnte ich z.B. von hier Ikonda bis ins nächste Dorf springen…?“

Er erinnerte sich wieder warum er gekommen war und wandte sich an mich: „Money“

Er „Jaja und ich hab 2 Enkel in Amerika“

Ich „Und fliegst du sie nicht besuchen?“

Er „Nein nein ich bin immer hier gewesen, bin’s gewöhnt ich hab angst, ich bleib da“

Ich „Ich mag Tanzania“

Er „Jaja, ein großes Land“

Ich nickte

Er „schönes Land“

„hat aber keine Menschen“

„jaja, wir sterben fleißig“

Diese Originalität dieses Mannes brachte mich trotzdem zum Lachen.

Ob er überhaupt irgendwas verstanden hat, ist fraglich. Am Ende fragte er auf jeden Fall „Und du kommst jetzt woher?“

Ich „Europa“

Er „interessant, welcher Teil in Europa?“

irgendwann ging er dann

Endlich in Makete am Abend angekommen, machte ich mich auf dem Weg zum Krankenhaus, ein guter Freund von mir Izaak, Aidskrank war dort stationiert weil er Blut hustete, ich hatte die Wahl noch heute in Bulongwa anzukommen oder ihn zu sehen, aber das war ziemlich klar.

Ich fand ihn schlussendlich auch und das Wiedersehen war sehr herzlich. Ich nahm mir lange Zeit für ihn und unterhielt mich ausgiebig mit ihm. Er ist so stark, das ist faszinierend. Und wenn er noch so viel Blut hustet und Schmerzen hat, er würde trotzdem alles für PIUMA tun…..

Ich schlief in Makete in einem Guesthaus um 3, 50 Euro mit einer kaputten Tür und kaltem Wasser, aber ich war zu müde um mich zu beschweren.

Am nächsten Tag wartete ich ungeduldig auf das erste Auto nach BLW, es kam erst um 11:00 und fuhr erst um 12.00, ich saß auf Nadeln….und im Staub natürlich.

Endlich zu Hause an dem Ort, wo ich vor einem Jahr zu Hause war…..

Hier ist Trockenzeit, die Zeit zum Weizenerten, die Leute arbeiten hart, alles Handarbeit. Früchte gibt es kaum, nicht einmal Bananen. In der Früh gibt’s Tee mit trockenem Brot, dann nichts und am Abend wird gekocht. Es ist gut so, und ich merke wie gut mir das tut, aber es ist schon sehr eintönig. Reis, Mais, Bohnen und Spinat, manchmal Trockenfisch. Und alles wird mit unheimlich viel Fett und Zucker gemacht. Ich hab ihnen erklärt, dass ich Magenprobleme wegen Zucker und Fett bekomme. Statt fettigen krapfenartigen Wecken, esse ich nun Süßkartoffeln in der Früh.

Ich genieße es sehr weite Distanzen zu gehen, jeden Tag wieder bis zu 8 km, das Wetter ist herrlich und überall am Weg treffe ich alte Freunde oder Leute die mir nur zuwinken weil ich weiß bin, Kinder die vor mir weglaufen oder weinen wenn sie mich sehen, aber die meisten kennen mich und rufen meinen Namen oder kommen hergerannt um mich zu begrüßen. Als ich von der Primaryschule vorbeikam überrannten die Kinder mich fast, an die 50 Kinder hingen mir an allen Gliedmaßen und schrieen „Elisabeti“ das war eine Freude……

Die Kinder im Waisenhaus freuten sich sehr, waren sehr überrascht. Ob ich die größeren wieder sehen werde, weiß ich nicht, sie wurde nach Hause zu ihren Verwandten geschickt, verteilt in der ganzen Gegend. Ich werde es leider nicht schaffen sie alle zu besuchen.

„Wo versteckst du dich in der letzten Zeit? Man sieht dich nicht!“

Viele glaubten sowieso, dass ich hier bleibe oder immer da war und hier heirate. Aber das tu ich sicherlich nicht meine lieben.

Liebe Grüße an euch Alle

Elisabeth

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