Donnerstag, 13. Dezember 2007

Wema´s Aufenthalt in Österreich- Tagebuch





Wema Sanga (29), war eine der Gründer PIUMA´s und General Sekretärin , sie wurde ausgewählt um PIUMA in Österreich zu vertreten.

Es folgt das deutsche Tagebuch, welches mit unserer Abreise in Tansania beginnt:



12. 11. 2007, Tag der Abreise

In Dar es Salaam erledigten wir noch alles Notwendige und schließlich wurde es auch schon Montag und damit Tag der Abreise.

Wema bekam schon ein wenig Stress, und drängte immer wieder, aus Angst den Flug zu versäumen. Das ganze erschien mir noch immer recht unreal und ich wartete immer noch auf Hindernisse und Barrikaden, die meine Gäste daran hindern könnten mitzukommen. Muhingo, der ebenfalls geladene tansanische Journalist, hatte tatsächlich vor pünktlich zur Abflugzeit zu erscheinen. Aus einem guten Zufall hatte ich ihn erinnert, dass man 2h vor Abflug anwesend sein muss…….er kommt zwar aus Dar es Salaam und weiß einiges mehr als Wema, aber ich setze da manchmal zu viel voraus…..woher sollte er wissen….?

Im Flugzeug verlief alles ganz gut. Wema hatte kurz vor dem Abflug etwas Angst und wurde sehr ruhig, aber schon sehr bald bemerkte sie, dass es unnötig war sich zu fürchten und ihr Gesicht klebte interessiert am Fenster.

In Österreich angekommen schlug uns die Kälte wie eine Faust ins Gesicht und aufs Gemüt……manchmal ist es schwer zu erkennen wann es zu viel und wann es passend für Wema ist……sie schaut die Dinge sehr lange und stumm an und fragt weniger als ich erwartet hatte.

Mehr Fragen kommen von Muhingo, der durchschaut unser System und ist fasziniert und dankbar….Wema muss erst Eindrücke sammeln.
Die erste und bis jetzt schwierigste Herausforderung für sie scheint die Rolltreppe zu sein…….besonders wenn hinter uns ungeduldige Leute meckern, wenn Wema erst auf die richtige Stufe warten muss mit dem Auftreten, oder wenn wir plötzlich in der laufenden Menschenmenge stehen bleiben um einem Fahrstuhl oder einer Strassensäuberungsmaschine zuzuschauen.
Im Supermarkt war es auch super. Ich zeigte ihr wie man Bananen abwiegt, indem man die Nummer eingibt und das Bickerl dann draufklebt. Darauf nahm sie auch die Milch und fragte, wo man die abwiegen soll……
Bei dem Klopapier fragte sie ungläubig, ob ich wirklich alle Rollen auf einmal kaufen wolle…….(In Tanz. Kauft man die einzeln)
Bei dem Hunde und Katzenfutter musste sie zum ersten Mal lachen……”Auch für Hunde und Katzen hat man hier ein Budget……”

Bei den meisten Dingen wusste sie sowieso nicht was es ist, und ich vermute sie entschied sich erst gar nicht zu fragen.

Beide Gäste waren von den Straßenzeichen und den braven wartenden Autos sehr angetan und befolgen gern und stolz alles verstanden zu haben, die Verkehrsregeln.

14. 11. 2007

Heute schliefen wir uns mal einigermaßen aus und spazierten dann in der Stadtmitte herum. Muhingo war sehr begeistert von der Geschichte und den Museen. Er konnte nicht genug davon kriegen und saugte jede historische Information auf. Wir machten sogar so eine richtige Pferdekutschenfahrt……durch die Kälte ermüdeten wir aber schnell und nach einem Besuch im EAWM Büro, gingen wir nach Hause um uns auszurasten.

Wema war so fit, dass sie mit mir mitkam zur CD- Präsentation von Netnakisum, dem Streichquartett meiner Schwester, und ich glaube es gefiel ihr auch recht gut.
Ich muss Acht geben, dass sie nicht zu viele Eindrücke auf einmal verkraften muss……manchmal vergesse ich woher sie kommt und in welcher Umgebung sie normalerweise wohnt.
Sie fragte sich warum im Konzert nicht getanzt wird, und ich glaube sie hätte auch gern mehr Gesang gehört. Sie wollte mich immer abbremsen zu klatschen und war ganz irritiert, fast genervt wie lange die Leute applaudieren. “Du verspätest die Musiker….sie haben noch ein Stück!”

Die letzte Frage heute von Wema war: “Warum halten hier Mann und Frau so gerne Händchen?” Das Herzeigen von Zuneigung ist ihr neu…..aber ich glaube sie wird relativ schnell sehen wie frei und für sie sicher obszön sich die Leute hier in Sachen Liebe verhalten.


Unser Programm ist relativ dicht und ich merke mehr und mehr wie anstrengend es ist Tag und Nacht zu übersetzen und zu betreuen. Auch wenn es lustig und sehr spannend sein kann.

20.11. 2007

Ich glaube die vielen Eindrücke sind nicht immer so schnell verdaubar. Auch für mich.
Am 15. besuchten Wema und Muhingo das Haus des Meeres und ein Foltermuseum und kamen dann schon ziemlich hungrig und müde ins Aidshilfehaus wo wir dann eine Führung bekamen und Wemas Viroload getestet wurde.
Zuhause angekommen kochten wir auf für einen kleinen Teil meiner Verwandten und Geschwister. Es wurde ein sehr netter Abend mit Musik und Witzen.

16. 11. 2007

Das Abreisen um Punkt 11 am Vormittag, funktionierte nicht so ganz. Ich hatte wieder zu viel Vertrauen in die Pünktlichkeit der Tansanier gesteckt….um elf begannen sie erst richtig zu packen. Die Folge war, dass sie ihren ersten Stressmarathon erlebten auf dem Weg zum Zug den wir Gottseidank doch noch erwischten was auch eine intensive Erfahrung sein kann um die westliche Welt so richtig
zu erleben.
In Salzburg angekommen trafen wir unsere verbündeten Kameraden Gerhard, Rainer und Unterstützer wie Herrn Ruf.

Die Kälte macht den beiden noch immer keinen sonderlichen Spass. „God was already tired when he created Europe….he forgot the sun!” In Austria they wear the socks on the hands”, bemerkte Muhingo während eines Kälteschauers…..

Die Preisverleihung an Gerhard und PIUMA, war ein sehr freundliches Event mit vielen neuen Bekanntschaften und dankbarem Publikum. Wema war etwas nervös als sie sprach, aber als sie dann zu tanzen und singen begann, verschwand jede Unsicherheit und das Publikum war gerührt.
Später sorgten die Musiker aus Zimbabwe weiter für ausgelassene Stimmung im Publikum und die Leute tanzten und waren begeistert als Wema von den Musikern auf die Bühne geholt erneut diesmal mit ihnen gemeinsam tanzte.




30. Nov., Präsentation im Parlament

Gerhard Raxendorfer, Wema, Ich








17. 11.

An diesem Tag hatten wir ein produktives Gespräch mit Herrn Ruf und der kirchlichen
Gemeinde in Salzburg. Die Runde war sehr interessiert und wir unterhielten uns länger als
erwartet.

21. 11. 2007

Zu Hause in meinem Heimatdorf Pöllau:
Unser uraltes Bauernhaus bot auch ohne Fernseher genug Aufregendes. Zum Beispiel das
kaputte Rad meiner kleinen Schwester, die morsche Schaukel und sogar das kleine Auto für
2-jährige probierte sie mit großem Enthusiasmus aus. Und ich denke da an Kino, Museum und
und und…..und zerbreche mir den Kopf, was werde ich hier mit ihr anstellen wo die kleinen Dinge
doch am meisten beeindrucken.
Ich war verwundert, dass sie sich anfangs in unserer Familie nicht so wohl fühlte.
Beim Mittagessen, hielt sie sich sehr kurz und bestand darauf, dass wir zuerst essen,
beobachtete uns dabei, und nahm sich erst danach. Im Nachhinein bemerkte ich,
dass sie Angst gehabt haben musste, vergiftet zu werden. Das war eine Sicherheits-
maßnahme die wir leider nicht verstehen können.
Manchmal habe ich das Gefühl sie erfüllt sich hier ein paar Kindheitswünsche, wenn ich sie beobachte
wie sie die Puppen meiner kleinen Schwester in den Armen wiegt, das Puppengeschirr berührt,
dann fangen ihre Augen richtig an zu leuchten.


Papas Führung durch den Keller war nur teilweise erfolgreich. Mit Most und Wein, kann
Wema nichts anfangen. Vor dem Sauerkrautkessel hatte sie sofort großes Grauen und
auch vor dem Essigfass. „Was hilft es wenn etwas für Jahre hält, wenn es so grauenhaft stinkt?“
Dasselbe galt für das geselchte Fleisch und Speck…..ich kann mich aber erinnern, dass die
Waisenhauskinder das in BLW damals mit großer Gier gegessen hatten.

Am Abend besuchten wir noch einen Buschenschank, allerdings weigert sich Wema jemals
wieder Saft zu trinken weil ich sie im Flugzeug dazu brachte ekelhaften Wein zu kosten und
ihr zweimal Saft mit Sodawasser bestellte, was sie nicht mag. Nun trinkt sie nur mehr Wasser
und Tee.

Wir waren beide bereits recht erschöpft, aber schafften es dennoch in die Pöllauer
Kirche mit meinem Vater der Wema die Orgel vorführte. Ich glaube sie war ziemlich
begeistert. Dass Musik aus Rohren kommt und darüber goldene Engel hängen, das
ist sicher umwerfend.
Alleine die Kirche musste schon etwas Monströses gewesen sein, das Echo, all die goldenen
Gestalten und Gemälde….

Wir stiegen dann den Kirchturm bis zum Uhrwerk und schlussendlich zu den Glocken
hinauf. Im Uhrwerk, begann es plötzlich laut und schnell zu rasseln und alle Räder drehten
sich. Wema zuckte verschreckt zurück „Was hab ich angefasst?“…..

Ich habe schon bemerkt, dass beide Gäste eine Vorliebe für Katakomben haben und gerne von
Knochen und Leichen hören. Vielleicht weil es erleichternd ist, dass auch hier Leute sterben?
Ich weiß es nicht.
Wema entdeckt die westliche Welt und ich glaube sie kann es oft einfach nicht fassen was da um
sie herum passiert. Der Überfluss, das Reichtum an Kleidung, Ramsch und lebensunnötigen
Geräten im alltäglichen Gebrauch.

Der menschliche Aspekt beschäftigt sie auch sehr, da geht es um kulturelle Unterschiede. So hab
ich schon öfters böse Blicke von ihr eingefangen weil ich meiner älteren Schwester den Koffer
nicht getragen habe als wir sie zum Zug begleiteten und als ich meine Mutter bat mir die Teekanne
zu bringen. Kleinigkeiten die bei ihnen als ungehobelt und respektlos gelten. Und vor allem
bemerkt sie immer mehr wie offen ich mit meinen Freunden und Eltern alles bespreche.
Das ich auch mit meinen Eltern eine freundschaftliche Beziehung habe, ist fast unvorstellbar.

Der nächste Tag begann erst später, wir waren sehr müde. Gegen Mittag brachen wir zur Ölpresse
auf und das war recht interessant, die Maschinen und mit welchen Samen Öl gemacht werden
kann. Hier kaufte sie auch zum ersten Mal ein. Gerne hätte sie auch einen ganzen Kürbis wegen
der Samen mitgenommen, aber ich versprach ihr, wir werden die Samen auch so kaufen können.

Danach fuhren wir nach Hartberg ins Maxoom Kino. Dort werden Naturaufnahmen gezeigt.
Wir kamen aber gerade zu einer Vorstellung von Skydivern und ich glaube das hat Wema schon
etwas Angst eingeflößt weil die Aufnahmen und die große Leinwand war ganz neu für sie…….und
die Thematik war weniger verständlich….Da springen ein paar verrückte Wazungus aus dem
Flieger um 18 sec. Zu fallen und manchmal zu sterben…..naja, ich versuchte mein bestes um ihr
das Wort „Adrenalinkick“ zu erklären. Mein letzter Versuch war „Vielleicht ist das so als wenn man
gerade ein Kind geboren hat!“

Ein kurzer Stadtbummel in Hartberg und ein verspätetes Essen war das nächste Erlebnis. Ich hatte
das Gefühl dass Wema sich über etwas Heimischeres freuen würde. Also schlug ich ihr Reis mit
Schwein (Wienerschnitzel) oder Huhn mit Reis (Hühnerfillet in Kürbiskernkruste) an. Als ich ihr aber
erklärte, dass es nicht gleich aussieht wie zu Hause, und das Schwein in Mehl gewälzt wird, nahm
sie das Huhn. Naja Huhn, das stellte sie sich vor. Ich sah ihren entsetzten Blick als sie statt Huhn
ein flaches schwarzkrustiges Ding auf ihrem Teller sah mit Preiselbeermarmelade drauf…..nach
einem tiefen Einatmen versuchte sie es, und stach mit dem Löffel vom Fillett herunter. Das mit
Messer und Gabel übten wir dann wieder mal.

„Das Essen hier ist wirklich Arbeit“. Natürlich schafft sie es immer noch nicht ohne mit den Händen
nachzuhelfen, aber ich muss ehrlich gestehen, ich auch nicht. Schon gar nicht nach einer Reise
nach Tansania.

Zu Hause angekommen, war Wema gleich wie gefesselt vor dem Computer in dem meine kleine
Schwester Pippi Langstrumpf anschaute. Und fieberte aufgeregt mit, wie Pippis Vater von den
bösen Seeräubern aus der Burg befreit wurde. „nehmt den Schatz und lauft schnell!“ oder „ha, jetzt
sind sie geflüchtet!!!!“ „Diese Kinder sind echt klug“ „Warum haben die Seeräuber zerfetzte
Kleidung?“

Dieser Film war schon richtig für sie und ihre Augen begannen Puppenges
chirr berührt und den
Puppenwagen hin- und her schiebt. Sie lächelt verträumt, aber in ihr lacht es ganz laut. Das hab ich
auch bemerkt wie sie heute stolz Geld ausgegeben hat um ihren Kindern Plastiktiere zu kaufen.
Das erste Mal kann sie Geld ausgeben ohne groß nachzurechnen oder zu denken, ob der Mais für
die nächste Woche genügt oder sie ihren Verwandten aushelfen muss.

Heute am Abend besuchten wir den Gesangsverein meines Vaters, der Chor trug auch zu der
PIUMA- Spende letzten Jahres bei. Wema bedankte sich herzlich bei ihnen und erzählte über ihre
Tätigkeiten in PIUMA und über ihr Leben. Die Leute waren sehr bewegt und gerührt als Wema
dann auch zu singen und tanzen begann.

Am dritten Tag unseres Aufenthalts in Pöllau, besuchten wir die Bücherei Stubenberg, da ich dort
vor ein paar Monaten einen Vortrag gehalten hatte. Der Tag verlief ganz ruhig und es schien als
nutzte ihn Wema Eindrücke in Stille zu realisieren.
Mit einigem Gepäck mehr, machten wir uns am nächsten Tag, den 22., auf nach Graz, wo wir die
Frauengruppe in der Erika Trojer (EAWM Vorstand und arbeitete im Haart-Programm mit) tätig ist,
besuchten. Es wurde zu einem sehr netten Ereignis und ich hatte das Gefühl, dass Wema hier zum
ersten Mal während ihrer Rede richtig aufblühte. Das war allerdings auch sehr von dem
interessierten Publikum abhängig, das sehr viele Fragen stellte. Auf die Frage, was sie denn für
eine Ausbildung hätte damit sie diese Aufklärungsarbeit leisten kann, antwortete sie:
„Ich habe keine Ausbildung, ich bin Bäuerin, aber ich verwende einfach das was in meinem Kopf
drin ist und das ist genug!“
Darauf folgte Beifall. Und ein weiterer Satz von ihr war sehr relevant für mich:
 „PIUMA hat protestiert und für Recht gekämpft, und ich glaube dass PIUMA deshalb jetzt das
ganze Gewicht des Bezirkes auf dem Kopf trägt.“
Und wie recht sie damit hatte. Das Gewicht der Anschuldigungen an die so genannten
Nestverschmutzer, der daraus entstandenen Angst der hohen Beamten, die Aggressionen und
Enttäuschung, Suche nach einem Sündenbock. Wer bekommt das Gewicht? Der, der danach fragt
natürlich.
Am Tag danach schlenderten wir noch kurz durch die Stadt und bestiegen den Schlossberg.
Wema war allerdings durch den Luxus der Rolltreppen und Lifte, nicht sehr froh über den Aufstieg.
Da gehen die zu Hause bis 50 km zu Fuß, und dann wurde diese Treppe für sie zu einem Hindernis.
Sie bestieg die Treppe sehr langsam und mir zu zeigen, wie anstrengend es ist…..
In Eferding angekommen, bemerkten wir, dass das uns bevorstehende Event ein kleiner Verschnitt
vom Lifeball ist und ich musste innerlich lachen, weil ich mir vorstellen konnte welches Gesicht die
beiden Gäste machen werden, wenn sie die Kostüme sehen…die Veranstaltung wurde tatsächlich
sehr spannend für die Gäste. Es begann mit einer Rockeinlage, in der man die altmodischen
Unterhosen der Frauen unter den Kleidern sehen konnte, Wema kicherte verlegen und zeigte
darauf: „die bemerken nicht dass man die Unterwäsche sieht, wieso haben sie auch keinen
Unterrock an“ (Sie war fast mitfühlend mit der Peinlichkeit der jungen Damen, die wie sie glaubte,
das erst im Nachhinein erfahren würden)
Aber als sie dann die Unterwäschenmodenschau sahen, erkannte auch Wema, dass es hier eine
Absicht ist, die Unterwäsche zu Schau zu stellen und war höchst amüsiert, auch von der
drauffolgenden Musikeinlage in der ein Mann in Frauenunterwäsche und Strapsen sang. Wema
und Muhingo waren im Allgemeinen sehr begeistert, obwohl sie von der darauf folgenden Band
weniger hatten. Es tanzte niemand und die Musik war wie Lärmbelästigung für sie.
Unser Auftritt, der von Wema, Muhingo und mir war sehr kurz und leider deshalb nicht so
umfangreich, aber unsere message in Kurzfassung ist auch aussagend genug!!
In den nächsten Tagen, endlich zurück in Wien, waren wir weiterhin viel unterwegs. Trafen
Journalisten vom Südwind, Falter, Furche, Radio Afrika und einige andere. Nebenher wurde ein
bisschen eingekauft. Allerdings hatten beide Gäste relativ einen Horror vor Shopping- kalt und zu
viele Menschen.
Am 24. und 27. wurden Mettings im EAWM Büro abgehalten. 
Den Vormittag des 28. verbrachten wir in der HBLA für künstlerisches Gestalten, wo die Kangas
für PIUMA entworfen wurden. Wema fühlte sich dort wie zu Hause und saß schon bald unter den
Schülern beim Siebdruck und anderen Farbtechniken, bei denen sie sehr geschickt und schnell
war, obwohl sie vorher noch nie gemalt hatte. Alle waren begeistert von der kleinen Mkinga- Frau,
die konzentriert und voller Freude mit Pinsel und Farbe hantierte.
Die Schüler zeigten uns speziell den Siebdruck, der wie wir sehen können, dass Siebdruck keine
große Hexerei ist und auch leicht von PIUMA- Mitgliedern durchgeführt werden könnte.
Unser Zeitplan war sehr dicht, und mich wunderte nicht, dass unsere Gäste von Tag zu Tag müder
wurden. So wie natürlich auch ich, die ja fast 24h täglich mit ihnen verbrachte. Dazu verschleppte
Wema mich "frommes Wesen" mehr als einmal in die Kirche, weil sie ja Christin ist und es sich
nie verzeihen würde, ein Monat ohne Beten zu verbringen.
Ein weiterer Besuch im Aidshilfehaus konnte Wema zu einem besseren Überblick über ihre
gesundheitliche Situation verhelfen. Und wir alle waren schwer zufrieden damit.
Zwischendurch mussten wir uns immer wieder mit Sätzen wie „Die Kälte mach alles kaputt“ oder
„die Sonne hier kommt jeden Morgen aus dem Kühlschrank heraus“, abfinden. Und ich muss
sagen, dass ich die Kälte hier nach dem sonnigen Dar es Salaam auch nicht mit offenen Armen
empfangen hatte.
Am Tag vor dem Parlamentbesuch hatten wir noch ein nettes gemeinschaftliches Abendessen
mit den tansanischen und österreichischen Gästen.


Am 30.11., hatten wir unseren großen Auftritt im Parlament.

Wema schien es egal zu sein ob sie jetzt in einer netten Tischrunde oder vor 140 Anwesenden im
Parlament spricht. Die Rede dort, die wir gemeinsam mit Gerhard Raxendorfer gestalteten,
war mit Abstand die beste von Wema in Österreich. Sie war weder nervös noch verängstigt.
Erst war sie unsicher, ob sie sich nicht einen Zettel schreiben sollte wie alle anderen sie vorne
standen, aber dann meinte sie selbstbewusst: “Wozu brauch ich einen Zettel? Die Wörter
kommen ja eh von selbst aus mir raus….!“ Ja, und so war es dann auch. Genau die Themen die
PIUMA verkörpert, wurde von ihr auf sehr enthusiastisch und energische Art und Weise präsentiert.

„Unterdrückung, Geldveruntreuung, Recht auf Behandlung, Recht für Frauen, durch Eigeninitiative
Zusammenhalt zum Ziel gelangen“ (und durch einen HIV- Virus nach Österreich- sagte sie lachend
im Nachhinein)


„Auf diesem Bild sehen sie eine Frau mit ihrem Kind, aber dieses Kind musste ich nur bekommen,
weil mich meine Familie und mein Mann dazu zwangen, obwohl wir alle von unserer Krankheit
wussten. Aber dank der ARV- Therapie, konnte ich das Risiko der Mutter- Kind Übertragung
verringern und als Izaka es dieses Jahr testete, war es HIV- negativ“
 „Wir sind nicht krank, weil wir
sind stärker als alle anderen, die ihren Mund aus Angst halten, wir haben die Stärke eines Löwen
in uns und werden nicht aufhören zu kämpfen, bis wir am Ziel sind“
Das Publikum war begeistert und
ergriffen.
Danach kamen mehrere Wema- Fans bzw. PIUMA – Fans und gratulierten Wema zu ihrer Stärke
und ihrem Mut. Unsere Nachricht hatte das Publikum erreicht. Auf dieses Erfolgserlebnis folgte ein
weiteres vielleicht für mich etwas stressvolles aber sehr schönes Ereignis- das
PIUMA- Benefizkonzert.





Wema und ich mit den Musikern des
Benefizkonzert´s


PIUMA- Benefizkonzert:

Auf dieses Event hatte ich mich schon Monate gefreut und zitterte deshalb umso mehr, als sich der
Veranstaltungsraum nicht schnell genug füllen wollte. Schließlich wurden doch fast alle Sessel
gefüllt mit über 200 Gästen und das Konzert begann mit der Moderation von Matthias Rüegg und
der Gruppe NETNAKISUM.
Wema und ich waren gleich danach an der Reihe und stellte kurz die Themen PIUMA´s vor.
Abschließend sangen wir gemeinsam das Lied „Tuta shinda ukimwi“- „Wir werden AIDS besiegen“
Dieser Moment wurde fast magisch, als Leute von hinten aus dem Publikum wunderschön
mitsangen und das Publikum mitzuklatschen begann. Darauf folgte großer Beifall, die Stimmung
dieses Konzerts war geschaffen!!!
Weiters überstrafen sich die Musiker mit höchst qualitativer Musik. Beatboxer aus Nottingham,
eine a capellagruppe „4she“, „Mnozilbrass“- ohne Worte, und schlussendlich alle gemeinsam.
Am Ende begann das Publikum zu Mnozilbrass- Volksmusik zu tanzen, und auch wir mit Wema
und Muhingo was ein großer Spaß war. Dieses Mal gefiel ihnen die Musik und speziell Muhingo
begann sogleich Pläne zu schmieden, wie er dieses Konzert nach Tansania transferieren könnte…..
Ein Fest zu Gunsten PIUMA´s, zwar an einem anderen Platz der Erde, aber mit der selben Freude
und Energie mit welcher PIUMA in Tansania ein fest gestalten würde.
Im Namen von PIUMA und EAWM, bedanke ich mich herzlich bei allen Mitgestaltern- Organisatoren
und Musikern die diesen Abend so besonders machten!!!
Der Abschied, war herzlich und kurz gehalten. Wir hatten doch sehr lange und aufregende Zeit
miteinander verbracht.
 
 
 

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