Montag, 14. Januar 2008

Wema trägt nun Hosen- mit Interview aus Radio Afrika "Wema in Trousers"

Ich bin nach wie vor in ständigen Austausch mit Wema, welche sich auf ihrem Nachhauseweg ein Handy ergattert hatte. So können wir den Umständen entsprechend telefonieren und die Neuigkeiten austauschen.

Als ich 20 war, vermittelte meine Schwester zwischen mir und den Dorfältersten. Diese besprachen, mit wem ich verheiratet werden würde. Was hätte ich auch tun sollen? Ich hatte keine Chance, aber große Angst. Manche Frauen fügen sich diesem Befehl nicht, diese verlassen dann aber bald die Familie oder das Dorf um der Familie keine Schande zu bereiten.

Sie erzählte mir, dass sie von allen freudig empfangen wurde. Ihre Tochter Hongera hüpfte einen ganzen Tag auf und ab, als sie eine kleine Stoffpuppe bekam. Ihrem Ex- Mann brachte sie zu meiner Überraschung auch Kleidung mit, was ich gleich in Frage stellte. "Was hat er jemals für dich und eure Kinder getan?"

Normalerweise muss der Bräutigam die Braut kaufen indem er ihrer Familie Kühe, Ziegen und Geld schenkt. Herode mein Bräutgam war davor schon zweimal verheiratet gewesen, daher gab er nur mehr wenig für mich. Die Ehe war von Anfang an ein großes Problem, aber ich habe ihn respektiert, sonst hätte ich ihn nie ins Krankenhaus geschickt wo er seine lebensrettende ARV- Therapie bekam.

Wema "Er hat in der Zwischenzeit Kleider für unsere Kinder gekauft"- zum ersten Mal, dass er einen Beitrag leistete. Da muss Wema erst einen gewissen Status haben und in Europa gewesen sein, damit es ihm wert genug ist, etwas für die Kinder zu kaufen....

Er war in allem von mir abhängig. So abhängig dass ich mir keinen Fehler leisten durfte. Mal konnte ich nach seinen Prügel kaum gehen. Einmal glaubte ich er prügelt mich zu Tode.


Die Leute dort erwarteten natürlich, dass Wema mit einem Lastwagen voller Fernseher, Handys und Nähmaschinen eintrifft und Geschenke verteilt, weil sie selbst nach Europa voller Glanz und Edel sein muss......dort wo das Geld auf den Bäumen wächst.....

Mal weil das Essen nicht früh genug auf dem Tisch stand, ein anderes Mal weil er Gerüchte auf der Straße gehört hatte. Davor stellte er mir aber nie Fragen. Es gab auch keine Fragen, klar war nur, dass ich schuld war! Er ist sehr eifersüchtig.
Er selbst hatte viele Affären neben mir. Wenn eine kam, musste ich auf dem Boden schlafen.


Mit Stolz und fester Überzeugung, marschierte Wema auch gleich ins BLW (Bulongwa Lutheran Hospital) hinein um lautstark zu berichten, dass sie ihre Viruslast und den CD4 Wert in Österreich testen gelassen hatte und ihr Immunsystem stark genug sei um die Therapie wieder abzusetzen. Was das dort bedeutet, können wir uns hier wahrscheinlich nicht vorstellen: Da kommt ein Mensch, dazu noch eine Frau, die behauptet sie werde mit ihrer Therapie aufhören, weil sie nun besser informiert ist als alle Anwesenden im Krankenhaus zusammen. Was auch sicher richtig war.....sie stieß eindeutig nicht auf Anklang und wurde lautstark zusammengeschimpft, wie sie es wagen kann einen Doktor (auch wenn er keiner ist), in Frage zu stellen und ihm seine Arbeit zu erklären.....Wema ging an diesem Tag mit einer ARV Medikamenten- Dosis für die nächsten 2 Monate nach Hause, die sie aber nicht anrühren wird.

PIUMA und meine Ehe haben sich unabhängig voneinander entwickelt. In PIUMA wurde ich stark und entwickelte mich. In der Ehe hatte ich einfach keine Geduld mehr. Ich wusste, es ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich nicht mehr weiter kann. Ich dachte zuerst aus Mitleid ich muss mich um ihn kümmern weil er krank ist.

Sie ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Therapie und konnte den anderen PIUMA- Mitgliedern zeigen, wie wichtig es ist die Medikamente regelmäßig zu nehmen, gesund zu leben um dann einen so hohen CD4 Wert zu haben, dass die Therapie abgesetzt werden kann.

Aber als er sich auch dann mit den Medikamenten nicht änderte, war mir klar, es wird nie besser. Und ich lies mich scheiden, das ging ganz leicht. Die Schande war über ihn, nicht über mich. Er konnte nicht glauben, dass ich die Kinder auch ohne ihn weiter erhalten kann. Aber ich hatte ja immer alles alleine gemacht...

Als sie dies bei der PIUMA- Generalversammlung verkündet hatte, wurden die PIUMA`s erneut zornig und unzufrieden über die gerade vorherrschenden Situation, das fast nicht vorhandene Service im CTC des BLH und den fehlenden CD4 und Lebertests.

Journalistin: "Was wünscht du dir?" (das Wort Wunsch wurde nicht verstanden)
Journalistin:"Was hättest du gerne noch in deinem Leben?"
Wema: "Einen eigenen Grund auf dem ich ein Haus für mich und meine Kinder bauen kann."

"Es ist nicht fair. Warum können wir keine normale qualitative ARV- Therapie haben? Das ist ein Menschenrecht. Unsereiner stirbt ohne das."

Journalistin: "Was schätzt du an deiner Heimat?" (Frage wurde nicht verstanden)
Journalistin: "Was vermisst du an deiner Heimat?"
Wema: " Meine Kinder."
Journalistin: "Was kritisierst du an deiner Heimat?"
Wema: "Ich kritisiere die Männer in meinem Land"


Wema trägt neuerdings Hosen. Als sie von hier abreiste meinte sie noch :" Nein, zu Hause werde ich wieder einen Rock über die Hose tragen, das kann ich nicht machen....."
Aber dort angekommen, musste sie bemerkt haben, dass sie sich doch von anderen unterscheidet durch ihre Reise, und auch durch ihre gewonnene Kraft und neu erworbenes Selbstwertgefühl. Als Jackson Mbogela sie in dar es Salaam sah, in einer Hose, meinte er zu mir am Telefon: "Weißt du, ich war mir nicht sicher wie Österreich für Wema war, weil ich sie kenne. Aber als ich sie in einer Hose sah, wusste ich, diese Frau hat sich verändert!"

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